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AutorenbildViktor Roemer

Kostbarer Schmuck der Befreiung, 2 (Einführung)

Aktualisiert: 28. Apr. 2023

Studiengang von Gampopas Kostbarer Schmuck der Befreiung

Study Course of Gampopas Precious Ornament of Liberation



2.

Einführung

Introduction



Hier haben wir zu Beginn eine Einführung in den Text. Diese Tradition existiert in den meisten schriftlichen Erklärungen und Kommentaren. Die Intention einer solchen Einleitung zu den anstehenden Erläuterungen besteht meistens aus 3 Abschnitten:


1. Zentrieren der Gedanken des Kommentators und der Leser auf die 3 Juwelen, Erleuchtung und Bodhicitta;

2. Erläuterung des Grundes und der Umstände der Komposition;

3. Und eine kurze Zusammenfassung der bevorstehenden Erklärungen.


Mal sehen, ob Gampopa dieser Richtlinie folgt?



Here, at the beginning, we have an introduction to the text. This tradition exists in most written teachings and commentaries. The intention of such an introduction to the upcoming explanations consists mostly of 3 sections:


1. Directing the minds of the commentator and readers to the 3 Jewels, Enlightenment and Bodhicitta;

2. Explaining the reason for and circumstances of the composition;

3. And a short synopsis of the forthcoming explanations.


Let's see if Gampopa follows this structure?


2.1.

Verehrung

Homage


Verehrung dem jung gewordenen Edlen Manjushri.

Homage to the youthful Noble Manjushri.


Gleich in der ersten Zeile verneigt sich Gampoapa vor Manjushri, den er als den junggewordenen Edlen bezeichnet.


Wer ist Manjushri?

Historisch gesehen ist Manjushri einer der Hauptschüler von Buddha Shakyamuni. Es spielt eine wichtige Rolle in vielen großen Mahayana-Sutras wie Prajnaparamita, Lotus und Avatamsaka Sutra. In der Sutra-Mahayana-Tradition gilt er als Bodhisattva, genauer gesagt als einer der 8 Großen Bodhisattvas: Manjushri, Avalokiteshvara, Vajrapani, Maitreya, Kshitigarbha, Akashagarbha, Sarvanivaranavishkambhin und Samantabhadra.

Die ersten 3 dieser Liste gelten als die wichtigsten Bodhisattvas und jeder steht entsprechend für die 3 Hauptqualitäten der vollen Erleuchtung: Weisheit, Mitgefühl und Kraft.

Das bringt uns auch zu der Sichtweise des Tantra Mahayana, in der Manjushri als Buddha angesehen wird. Hier gibt es keinen Widerspruch, es ist nur eine Weiterentwicklung der gleichen Idee.



In the very first line, Gampoapa bows to Manjushri, whom he describes as the noble and youthful one.


Who is Manjushri?

Historically, Manjushri is one of the main disciples of Buddha Shakyamuni. It plays an important role in many great Mahayana sutras such as Prajnaparamita, Lotus and Avatamsaka Sutra. In the Sutra Mahayana tradition he is considered a Bodhisattva, one of the 8 Great Bodhisattvas to be more precise: Manjushri, Avalokiteshvara, Vajrapani, Maitreya, Kshitigarbha, Akashagarbha, Sarvanivaranavishkambhin and Samantabhadra.

The first 3 of this list are considered the main bodhisattvas and each stands respectively for the 3 main qualities of full enlightenment: wisdom, compassion and power.


Which also brings us to the view of Tantra Mahayana in which Manjushri is viewed as a Buddha. There is no contradiction here, it is just a further development of the same idea.



Warum ist Manjushri der „Junggewordene“?

Die offizielle Geschichte geht auf ein früheres Leben von Manjushri als König Amba zurück. Sein Aussehen wurde durchs Praktizieren so jung wie das eines Sechzehnjährigen. Und es wird gesagt, dass er sich seitdem in dieser jugendlichen Form um das Wohl der Wesen bemüht.


Symbolisch bezieht sich diese jugendliche Qualität jedoch darauf, dass es energetisch gesehen genau das Alter ist, in dem sich Weisheit und Intuition in einem Menschen zu manifestieren beginnen. Und wie wir zuvor gesehen haben, repräsentiert Manjushri diese Qualität der Weisheit.


Deshalb haben wir keinen Widerspruch zwischen den Ansichten von Sutra oder Tantra, zwischen Manjushri als Bodhisattva und Manjushri als Buddha. Es geht um das Potential, die Entwicklung und die voll entwickelte Qualität des gleichen Weisheitsaspektes.


Das ist ein wichtiger Punkt, denn diese erste Zeile gibt bereits den Aufbau des gesamten Textinhalts an, nämlich:


· das Potenzial, mit dem der Kommentar beginnt;

· die Entwicklung, mit der es fortfährt;

· und die voll-ausgereifte Qualität, mit der der Kommentar abschließt.


Wir kommen später darauf zurück.



Why is Manjushri the "youthful"?

The official story goes back to a past life of Manjushri as the King Amba. His appearance became as young as that of a sixteen year old through practice. And it is stated that since then he has been active for the benefit of all beings in this youthful.


Symbolically, however, this youthful quality relates to the fact that energetically speaking, this is exactly the age when wisdom and intuition begin to manifest in a human being. And as we have seen before, Manjushri represents this quality of wisdom.


That is why we have no contradiction between the views of sutra or tantra, between Manjushri as Bodhisattva and Manjushri as Buddha. It is about the potential, the development and the fully developed quality of the same aspect of wisdom.


This is an important point, because this first line already indicates the structure of the entire content of the text, namely:


· the potential, with which the commentary begins;

· the development, it continues with;

· and the fully-developed quality, with which the commentary concludes.


We'll come back to that later.



Gamopa fährt mit der Verehrung fort:

Gamopa continues the homage:


Mich verbeugend vor den Siegreichen und ihren Nachkommen,

Vor den edlen Unterweisungen,

sowie vor deren Quelle, meinen Lehrern;

Und auch auf die Güte des Meister Milarepas bauend,

schreibe ich zum Wohl von mir und anderen

diese kostbaren, edlen Lehren nieder,

die wie ein wunscherfüllendes Juwel sind.


Bowing down to the Victorious Ones and their Heir,

Before the noble teachings,

and before their source, my teachers;

And also relying on the goodness of Master Milarepas,

I write, for the good of myself and others,

down these precious, noble teachings,

that are like a wish-granting gem.



Und hier kommt die komplette Ausrichtung auf Buddha, Dharma und Sangha mit:

· den Siegreichen (Buddhas);

· ihren Nachkommen (Bodhisattvas), der Sangha;

· und den edlen Unterweisungen (Dharma).


Hiermit wäre die Zufluchtnahme also komplett.

Dennoch hört Gampopa nicht auf und fügt seine Lehrer hinzu, die er als die Quelle (oder wortwörtlich als die Wurzel) der 3 Juwelen bezeichnet.


Und somit haben wir die gleiche Dynamik wie beim Beispiel von Manjushri, der die beiden Sichtweisen des Sutra und des Tantra Mahayana in sich vereint. Denn Buddha, Dharma und Sangha gehören der Sichtweise des Sutra an und Lama (oder Guru) kommt aus der Tradition des Tantra (oder Vajrayana), wo dieser als die Quelle aller 3 Juwelen angesehen wird.



And here comes the complete focus on Buddha, Dharma and Sangha:

· the Victorious Ones (Buddhas);

· their descendants (Bodhisattvas), the Sangha;

· and the noble teachings (Dharma).


With this, then, the taking of refuge would be complete.

Still, Gampopa doesn't stop there and adds his teachers, whom he refers to as the source (or literally the root) of the 3 jewels.


And so we have the same dynamic as the example of Manjushri, which combines the two views of sutra and tantra Mahayana. Because Buddha, Dharma and Sangha belong to the Sutra view and Lama (or Guru) comes from the Tantra (or Vajrayana) tradition, where he is seen as the source of all 3 Jewels.



Wie passen diese 2 Aspekte zusammen?


In der Sutra Tradition wird:

· Buddha als die Quelle der Inspiration und des Segens angesehen (aufgrund seiner Kraft der Meditation);

· Der Dharma ist die Quelle der Einsicht, Weisheit und Verwirklichung (aufgrund der geschickten Mittel, die der Dharma kommuniziert);

· Und der Sangha ist die Quelle der Aktivität und des Schutzes (aufgrund ihres Zusammenhalts und der einheitlichen Ausrichtung auf Erleuchtung).

Und in der Tantra Tradition erfühlt der Lama all diese Aufgaben des Segnens, des Unterrichtens und der beschützenden Begleitung.


Wir haben also wiederum eine Vereinigung der beiden Sichtweisen des Sutra und des Tantra.



How do these 2 aspects fit together?


In the sutra tradition:

· Buddha is considered the source of inspiration and blessing (due to his power of meditation);

· The Dharma is the source of insight, wisdom and realization (due to the skillful means that the Dharma communicates);

· And the Sangha is the source of activity and protection (due to their cohesion and unified focus on enlightenment).

And in the tantra tradition, the lama performs all these duties of blessing, teaching, and protective guidance.


So again we have a union of the two views of sutra and tantra.



Worum kommt Gampopa und wir immer wieder darauf zurück?

Weil es in diesem Kommentar um diese, auf Gampopa’s Lebenserfahrung-basierende Vereinigung all dieser Aspekte geht, die in der Begegnung mit Milarepa seinen Punkt ohne Wiederkehr erreicht hat. Was auch der Grund für das abschließende „Sich Verlassen auf die Güte seines Meisters“ ist, als ein Zeugnis seiner Hingabe und Vertrauen Milarepa gegenüber.



Why does Gampopa and we keep coming back to it?

Because this commentary is about this unification of all these aspects, based on Gampopa's life experience, which reached its point of no return in the encounter with Milarepa. Which is also the reason for the final "Relying on the goodness of his Master" as a testament to his devotion and trust to Milarepa.



Die Absicht des Lehrers, wie hier Milarepa es für Gampopa ist, lässt sich natürlich einzig und allein mit dem Wunsch und der Aktivität für das Wohl aller Wesen zusammenfassen. Und dies kommt auch im letzten Teil der Verehrung zum Ausdruck, wenn Gampopa das Wohl von sich und anderen erwähnt. Spechend von seinem Wohl nimmt er, Milarepa gegenüber, immer noch die Position des Schülers ein, und sprechend vom Wohl der anderer geht er selbst in die Aktivität des Lehrers über. So auch hier haben wir wieder diese Dynamik einer Entwicklung, die in den Belehrungen von Gampopa zum Ausdruck kommt: das Potenzial, die Entwicklung und die voll-ausgereifte Qualität. So wie wir es am Anfang des heutigen Vortrags hatten.


The intention of the teacher, as here Milarepa is for Gampopa, can, of course, be summed up solely in the desire and activity for the benefit of all beings. And this is also expressed in the last part of the worship, when Gampopa mentions the good of himself and others. Speaking of his well-being he still takes the position of disciple towards Milarepa, and speaking of the well-being of others he himself passes into the activity of a teacher. So here again we have that dynamic of development that is expressed in the teachings of Gampopa: the potential, the development and the full-fledged quality. Just like we had at the beginning of today's talk.



Fazit:

Und, um erneut diese immer-wieder kehrende Dynamik zu illustrieren, bringt Gampopa, zum Abschluss dieser Verehrung, erneut den Ausdruck aus dem Titel des Kommentars zurück: Die edlen Lehre, die wie ein wunscherfüllendes Juwel ist. Wir sind also am Ende der Verehrung angelangt und sind, zur selben Zeit, zum Titel zurückgekommen.

Aus diesem Grund sind die Schlüsselwörter von heute genau diese verbale Verbindung zwischen dem Titel und der Verehrung: Wunscherfüllend (Yisching) und Juwel (Norbu). Juwel (Norbu) steht für unsere eigenen Buddhanatur und wunscherfüllend (yisching) repräsentiert die natürliche Eigenschaft dieser Essenz sich, durch das Praktizieren das Dharma, zur vollen Qualität des Erwachens zu offenbaren.

Wir haben also wieder das Potential (Buddhanatur), die Entwicklung (Studium und Praxis des Dharma), und vollgereifte Qualität (Buddhaschaft).



Conclusion:

And, to illustrate again this recurring dynamic, at the conclusion of this homage, Gampopa again brings back the phrase from the commentary's title: The Noble Doctrine, which is like a wish-fulfilling jewel. So we've come to the end of the homage and, at the same time, come back to the title.

For this reason, today's keywords are precisely this verbal connection between the title and the worship: wish-fulfilling (yisching) and jewel (norbu). Jewel (Norbu) represents our own Buddha-nature and wish-fulfilling (yishing) represents the natural quality of this essence to, through practice of Dharma, reveal itself as the full quality of awakening.

So again we have the potential (Buddhanature), development (study and practice of the Dharma), and fully matured quality (Buddhahood).

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