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AutorenbildViktor Roemer

Kostbarer Schmuck der Befreiung, 3 (Einführung)

Aktualisiert: 28. Apr. 2023

Studiengang von Gampopas Kostbarer Schmuck der Befreiung

Study Course of Gampopas Precious Ornament of Liberation



Wir machen also mit der Einführung weiter. Das letzte Mal haben wir festgestellt, dass eine solche Einführung meistens aus drei Teilen besteht:


1. Zentrieren der Gedanken des Kommentators und der Leser auf die 3 Juwelen, Erleuchtung und Bodhicitta;

2. Erläuterung des Grundes und der Umstände der Komposition;

3. Und eine kurze Zusammenfassung der bevorstehenden Erklärungen.


Das ist eine kurze Wiederholung und auch Erinnerung an die Struktur des Kommentars. Dies werden wir immer wieder tun, um Klarheit und Einfachheit in diesen extrem reichen und komplexen Text reinzubringen.


Dies, Wiederholung und Struktur, is auch eine sehr gängige Methode in der Tradition der Sutras, um das Erlernen und Verstehen der Texte zu erleichtern. So, wir bedienen uns der gleichen Methode. Und folgen so dem Ratschlag von Jigme Rinpoche, die Struktur und Bedeutung des Texts richtig zu verstehen.


Kommen wir also nun zum zweiten Teil der Einführung: Erläuterung des Grundes und der Umstände der Komposition.



So we continue with the introduction. Last time we realized that such an introduction mostly consists of three parts:


1. Centering the commentator's and readers' thoughts on the 3 Gems, Enlightenment and Bodhicitta;

2. Explanation of the reason and circumstances of the composition;

3. And a brief synopsis of the upcoming teachings.


This is a quick recap and also a reminder of the structure of the commentary. We will do this again and again to bring clarity and simplicity to this extremely rich and complex text.


This, repetition and structure, is also a very common method in the sutra tradition to facilitate learning and understanding of the texts. So, we are going to use the same method. In this way we are also following the advice of Jigme Rinpoche to properly understand the structure and meaning of the text.


Now we come to the second part of the introduction: explanation of the reason and circumstances of the composition.




2.2.

Erläuterung des Grundes und der Umstände der Komposition

Explanation of the reason and circumstances of the composition



Allgemein gesagt, lassen sich alle Erscheinungen in zwei Erfahrungsbereiche

zusammenfassen: Daseinskreislauf oder dem Freisein von Leid.


Generally speaking, all appearances can be summed up into two domains of experience: cyclic existence or freedom from suffering.



Und hier haben wir bereits die Situation, nicht nur in der dieser Kommentar verfasst worden ist, sondern die jemals von wem auch immer erfahren wurde oder erfahren wird. Gampopa ist hier also sehr inklusive, den dies geht uns alle an, mit allen unseren Erfahrungen und Lebenssituationen. Die Situation, in der dieser Text verfasst worden ist, vor grob gerechnet 1000 Jahren, und unsere jetzige Erfahrung unterscheiden sich nicht im Geringsten. Und somit ist es eine sehr klare, einfache und zeitlose Formulierung Gampopas und unseres Alltags.


Es gibt also nicht viel Raum zum Verhandeln. Es ist das eine oder das andere, wir haben nur diese zwei Optionen. Und diese, man könnte meinen sehr vereinfachte Aussage von Gampopa, nicht nur sehr wahrheitsgetreu, sondern auch vollkommen frei von einem Urteil. Es ist ein einfaches und direktes Unterscheiden der beiden Aspekte der Verwirrung und der Freiheit davon. Was eigentlich die grundlegende Bedeutung von Samsara und Nirvana ist:


· Verwirrung, ein Nicht-Verstehen und Nicht-Erkennen einerseits,

· Und Verständnis, Einsicht und Erkenntnis andererseits.


Weshalb das eine auch das jeweils andere ausschließt. Diese sind zu widersprüchlich, um in einen Dialog miteinander einzutreten. Diese gehören zwei vollkommen unterschiedlichen Erfahrungsbereichen.


Sehen wir uns also genauer an, was diese Erfahrungsbereiche sind?


And here we already have the situation, not only in which this commentary was written, but that has ever been or will be experienced by anyone. So Gampopa is very inclusive here, because this concerns us all, with all our experiences and life situations. The situation in which this text was written, roughly 1000 years ago, and our current experience do not differ in the slightest. And so, it is a very clear, simple and timeless formulation of Gampopa and our everyday life.


So there isn't much room to negotiate. It's one or the other, we only have these two options. And this, one might say, very simplistic statement by Gampopa, not only very truthful, but also completely free of judgement. It is a simple and direct distinction between the two aspects of confusion and freedom from it. What actually is the basic meaning of samsara and nirvana:


· Confusion, a lack of understanding and non-recognition on the one hand,

· And understanding, insight and knowledge on the other hand.


Which is why one excludes the other. These are too contradictory to enter into a dialogue with each other. These belong to two completely different areas of experience.


So let's take a closer look at what these areas of experience are?



Die letztendliche Natur von dem, was Daseinskreislauf (Samsara) genannt wird, ist Leerheit/Offenheit. Seine Erscheinungsweise ist Verwirrung/Täuschung und seine essentielle Charaktereigenschaft ist, sich als Leid/Stress zu manifestieren.


The ultimate nature of what is called cyclic existence (samsara) is voidness/openness. Its mode of appearance is confusion/deception and its basic character trait is to manifest as suffering/distress.


Hier haben wir den ersten Aspekt der Erfahrung: Daseinskreislauf oder Samsara. Alle drei Sprachen: Deutsch, Tibetisch und Sanskrit deuten auf ein „Sich-Kreisen um Etwas“.

Um besser zu verstehen, worum es eigentlich geht, gibt Gampopa uns drei Paare wichtiger Schlüsselwörter:


· Letztendliche Natur – Leerheit/Offenheit;

· Erscheinungsweise – Verwirrung/Täuschung;

· Und grundlegende Charaktereigenschaft – Leid/Stress.



Here we have the first aspect of experience: cycle of existence or samsara. All three languages: English, Tibetan and Sanskrit indicate a "revolving around something".

To better understand what it is all about, Gampopa gives us three pairs of important keywords:


· Ultimate nature – emptiness/openness;

· Mode of appearance - confusion/deception;

· And basic character trait – suffering/distress.



Untersuchen wir auch diese genauer:


· Letztendliche Natur (Rangschin) ist die eigentliche Beschaffenheit oder Essenz von was auch immer, es ist die letzte Instanz, die einem Phänomen zugrunde liegt.

· Diese wird, im Zusammenhang mit Samsara, als Leerheit/Offenheit definiert. Leerheit/Offenheit (Tongpa) steht für die Abwesenheit eines bleibenden Selbst und die Präsenz einer offenen Dynamik. Es ist also leer von einem Selbst und offen für eine Veränderung.


· Erscheinungsweise (Scharwa) ist das, als was sich etwas manifestiert, die äußere Erfahrung von etwas.

· Diese wird, im Zusammenhang mit Samsara, als Verwirrung/Täuschung definiert. Verwirrung/Täuschung (Trülpa) ist ein Missverstehen, oder ein Nicht-Erkennen von etwas.


· Und grundlegende Charaktereigenschaft (Tzännyi) ist das, was den Geschmack einer bestimmten Erfahrungen ausmacht.

· Diese wird, im Zusammenhang mit Samsara, als Leid/Stress definiert. Leid/Stress (Dugnäl) ist das Gefühl der Unbehaglichkeit, Unwohlsein und Agitation.



Let's examine these in more detail as well:


· Ultimate nature (rangshin) is the very nature or essence of whatsoever, it is the ultimate authority underlying a phenomenon.

· In the context of samsara, this is defined as emptiness/openness. Emptiness/openness (Tongpa) stands for the absence of an abiding self and the presence of an open dynamic. So it is empty of a self and open to change.


· Mode of appearance (Sharwa) is what something manifests as, the outer experience of something.

· This is defined as confusion/delusion in the context of samsara. Confusion/delusion (trülpa) is a misunderstanding, or not realizing something.


· And basic character trait (Tzännyi) is what makes up the flavor of a particular experience.

· This is defined as suffering/stress in the context of samsara. Suffering/stress (Dugnäl) is the feeling of discomfort, malaise and agitation.



Um die Aussage Gampopas also nachzuvollziehen, müssen wir diese Schlüsselwörter in der umgekehrten Reihenfolge durchgehen:


Das Gefühl von Unbehaglichkeit, Unwohlsein und Agitation ist die grundlegende Charaktereigenschaft unserer Erfahrung, die auf dem Missverstehen der Erscheinungsweise der letztendlich leeren/offenen Natur von allem basiert.

Dies beschreibt ziemlich gut unsere Situation, denke ich: ein ständiges Sich-kreisen (Samsara) um dieses Nicht-Verstehen der Leerheit/Offenheit von allem.



So, to understand Gampopa's statement, we need to go through these key words in reverse order:


The feeling of discomfort, uneasiness and agitation is the fundamental characteristic of our experience based on misunderstanding the mode of appearance of the ultimately empty/open nature of everything.

This describes our situation pretty well, I think: a constant circling (samsara) around this not understanding the emptiness/openness of anything whatsoever.




Dann wendet Gampopa dieselbe Logik für den zweiten Aspekt der Erfahrung, Nirvana, an:


Then Gampopa applies the same logic to the second aspect of experience, Nirvana:



Die letztendliche Natur von dem, was Freisein von Leid (Nirvana) genannt wird, ist Leerheit/Offenheit. Seine Erscheinungsweise ist das vollkommene Erschöpfen und Auflösung von Verwirrung/Täuschung und seine essentielle Charaktereigenschaft ist Freisein von von allem Leid/Stress.


The ultimate nature of what is called freedom from suffering (nirvana) is emptiness/openness. Its mode of appearance is the total exhaustion and dissolution of confusion/deception and its basic character trait is freedom from all suffering/stress.



Wir sehen hier also dieselben Schlüsselwörter:


· letztendliche Natur (Rangshin);

· Erscheinungsweise(Sharwa);

· und essentielle Charaktereigenschaft (Tzännyi)



· Und sogar die erste Zeile ist vollkommen identisch: denn die letztendliche Natur von Nirvana ist auch Leerheit/Offenheit.

· Jedoch haben wir in der zweiten Zeile eine andere Dynamik: denn das Nicht-verstehen der Leerheit/Offenheit wandelt sich in das Auflösen dieser Verwirrung;

· Und, dementsprechend, ist auch das Ergebnis dieser Erfahrung ein anderes: nämlich Freisein vom Gefühl der Unbehaglichkeit, Unwohlsein und Agitation.



So we see the same keywords here:


· ultimate nature (Rangshin);

· mode of appearance (Sharwa);

· and basic character trait (Tzännyi)



· And even the first line is completely identical: for the ultimate nature of Nirvana is also emptiness/openness.


· However, in the second line we have a different dynamic: for not understanding emptiness/openness turns into dissolving this confusion;

· And, correspondingly, the result of this experience is also different: namely freedom from the feeling of discomfort, malaise and agitation.



Warum besteht Gampopa so sehr auf diese Schlüsselwörter, indem er diese wiederholt?

Weil er somit, gleich in der Einführung seines Kommentars die tiefste Belehrung gibt, die wir im gesamten Dharma finden werden: nämlich über die essentielle Gleichheit von Samsara und Nirvana, über die grundlegend selbe Natur von allen Erscheinungen. Der einzige unterschied besteht im Erkennen oder Nicht-Erkennen der Leerheit/Offenheit, die allen Erscheinungen zur Grunde liegt. Und somit ist es genau dieses Erkennen oder Nicht-Erkennen der Leerheit/Offenheit das den unterscheid zwischen Samsara und Nirvana ausmacht.



Why does Gampopa insist so much on these keywords by repeating them?

Because thus, right in the introduction of his commentary, he gives the deepest teaching we will find throughout the Dharma: namely, on the essential equality of samsara and nirvana, on the fundamentally same nature of all appearances. The only difference is in realizing or not realizing the voidness/openness that underlies all appearances. And so it is precisely this recognition or non-recognition of emptiness/openness that makes the difference between samsara and nirvana.




Fazit: Das bringt uns auch schon zu unserem Fazit von heute. Der Wunscherfüllende Juwel (Yisching Norbu) der letzten Woche, also unser eigener Geist ist der Ursprung der beiden Aspekte der Wirklichkeit. Er ist die Geburtstäte von Samsara und Nirvana. Und es ist die Fähigkeit unseres Geistes, die Leerheit/Offenheit von allem zu erkennen, oder in Verwirrung darüber zu sein, das entscheidet ob wir unsere Wirklichkeit als Samsara (Korwa) oder Nirvana (Däpa) erleben.

Die Mittel dieser Verwirklichung gibt uns Gampopa mit jedem Wort seiner Belehrungen. Die Wahl, ob wir diese umsetzen wollen, liegt bei uns.



Conclusion: That brings us to our conclusion for today. The wish-fulfilling jewel (Yisching Norbu) of the last week, ie our own mind, is the origin of the two aspects of reality. It is the birthplace of samsara and nirvana. And it is our mind's ability to recognize the emptiness/openness of everything, or to be confused about it, that decides whether we experience our reality as samsara (korwa) or nirvana (däpa).

Gampopa gives us the means of this realization in every word of his teachings. It is up to us to decide whether we want to implement them.


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